Im späten 19. Jahrhundert reiste eine Gruppe südafrikanischer Sänger, die sich African Choir nannte, von Kapstadt nach Großbritannien. Ihr Ziel war es, Geld für eine Schule in Südafrika zu sammeln. Sie traten vor zahlreichen Zuschauer*innen in England, Kanada und den USA und sogar vor Queen Victoria auf, die sie sowohl mit westlicher klassischer als auch mit südafrikanischer Musik zu begeistern wussten.
Dieser kaum bekannte Moment in der Geschichte inspirierte den aus Johannesburg stammenden Choreografen Gregory Maqoma zu seinem Tanz-Musik-Theaterstück Broken Chord. Zusammen mit dem Komponisten Thuthuka Sibisi verwebt er Vergangenheit und Gegenwart, indem er traditionelle Xhosa- und zeitgenössische Tänze einsetzt.
Maqoma möchte die persönlichen Geschichten des Chors erzählen und reflektiert zugleich die spirituellen und politischen Komplikationen des Kolonialismus.
So lässt er in Broken Chord die Sänger den Big Ben und die Themse bestaunen, um dann von feindseligen Blicken und „Go home!“-Rufen getroffen zu werden. Im weiteren Verlauf des Stücks wird die missionarische Erziehung thematisiert wie auch die Darstellung ethnischer Identität und kolonialer Zuschreibungen. Maqoma schafft so einen faszinierenden Bericht, eingehüllt in einen klangvollen Sound, in dem er sich selbst mit Leichtigkeit und Anziehungskraft bewegt.