Eine Aura des Vergänglichen schimmert durch das energetisch-dichte Tanzstück Last Work von Choreografielegende Ohad Naharin. Ein Gefühl der Klarheit und Reflexion – wie im Zentrum eines Orkans. Unbeirrt läuft ein Mensch über die volle Stücklänge von 70 Minuten im Hintergrund durch die Bildszenerie. Scheinbar fliehend oder aber leichtfüßig verträumt, bewegt sich dieser Körper dabei nicht von der Stelle. Ein Symbol für den Willen, voranzukommen? 18 weitere Tänzer*innen erfüllen den Raum mit der für die in Tel Aviv ansässigen Batsheva Dance Company so charakteristischen Bewegungssprache: weit ausgreifende Körper, tiefe Ausfallschritte oder Zitate traditioneller israelischer Tanzformationen wie der kreisförmigen Hora. Bei aller Dynamik definiert sich Last Work durch eine gedämpfte Ruhe und meditative Grundspannung. Getragen wird dieses Gefühl von den elektronischen Sounds des deutschen DJs Grischa Lichtenberger. Repetitive Klangmuster geben dem Tanz einen Raum, sich im Moment zu entfalten. Kontakte entstehen leicht, mehr beiläufig als bewusst initiiert. Der israelische Choreograf zeigt mit Last Work eine eher ruhige, nachdenklich stimmende Welt voll starker körperlicher Präsenz. Der Augenblick hält die Ewigkeit fest in seinem Griff. Eine Intensität, die begeistert. Nach dem Erfolg der hoch umjubelten Wiedereinstudierung von Sadeh21 in der Spielzeit 2018 /2019 kehrt Naharin nun nach Wiesbaden mit einer weiteren Aufgabe für die Tänzer*innen des Hessischen Staatsballetts zurück.